Vielleicht ist es Gnade.
Wir sind oft schnell im Meckern. Schnell im Klagen. Schnell im Fragen:
„Gott??? Warum greifst Du nicht ein??? Warum änderst Du nichts? Warum lässt Du das zu?“ 😤
Es fühlt sich an, als würde Gott schweigen. Als würde Er sich rausziehen – genau da, wo wir uns so sehr wünschen, dass Er was tut. Aber was, wenn Er längst eingreift? Was, wenn wir es einfach nur nicht checken?
Was, wenn die verpasste Bahn, das geplatzte Date, das verschüttete Glas – oder das langsame Auto vor uns – was, wenn all das keine sinnlosen Störungen sind, sondern Bewahrungsaktionen? Kleine Schutzgriffe, die wir voll ignorieren, weil wir nur das sehen, was wir verloren haben – nicht das, wovor wir vielleicht bewahrt wurden.
Wir sehen oft nur das, was nicht klappt. Pläne, die zerplatzen. Türen, die zuknallen …
Aber Leute, vielleicht – ganz vielleicht – ist es einfach Gnade, wenn was nicht läuft, wie gedacht.
Vielleicht hat Dich die Bahn, die Du verpasst hast, vor etwas bewahrt. Vielleicht hat Dich die Krankheit gebremst, bevor Du Dich selbst kaputt gemacht hättest. Vielleicht hat Dich das Nein vor dem Ja beschützt, das Dich zerbrochen hätte. Vielleicht war die Enttäuschung der Schutz vor noch größerem Schmerz.
Vielleicht hat Gott Dich nie verlassen, sondern genau da besonders auf Dich aufgepasst.
„Gott hat seinen Engeln befohlen, dich zu beschützen, wohin du auch gehst.“ – Psalm 91,11
Vielleicht ist genau das Vertrauen: Zu glauben, dass Gott da ist. Auch dann, wenn ich es nicht verstehe. Auch dann, wenn ich es nicht sehe.
Vielleicht. Ganz schön viele Vielleicht für heute. Aber hey – wer weiß das schon? 😉
… bis morgen!
Mandy
© Foto von Rodrigo Curi auf Unsplash
26. Juni 2025 @ 9:44
Danke
27. Juni 2025 @ 10:11
Mit Verlaub:
die Worte oben vermitteln meist Trost durch Hoffnung – “das hat einen Sinn!”.
Was sage ich aber den Müttern z.B. der gefallenen Soldaten an der ukrainisch-russischen Grenze? Wovor und für was sind sie bewahrt worden – die Mütter u. die Soldaten?
Ich bin bekennender Christ u. kenne ansatzweise Gottes agape Liebe – aber hier stoße ich an meine Grenzen.
27. Juni 2025 @ 14:05
Lieber Gerhard, das ist ein wichtiger Einwand. Genau solche Situationen bringen uns an Grenzen. Was sage ich einer Mutter, die ihren Sohn im Krieg verloren hat? Wovor sollte sie bewahrt worden sein? Was daran soll Sinn machen?
Ich glaube, da gibt es keine einfachen Antworten. Kein Satz, der das Leid leichter macht. Und auch kein „Vielleicht“, das diesen Schmerz erklären könnte. Manches bleibt einfach brutal.
Auch Jesus hat am Kreuz geschrien: „Mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“ – und es kam keine direkte Antwort vom Himmel. Dieses Gefühl, Gott nicht zu verstehen, nicht zu spüren – das kennen wir wohl alle in unterschiedlichen Momenten.
Ich will Leid nicht kleinreden. Ich glaube nur: Gott ist trotzdem da. Nicht als der, der alles verhindert – sondern als der, der uns auch mitten im Leid nicht loslässt.
Glaube bedeutet für mich, mit diesen offenen Fragen weiterzugehen. Ohne sie auflösen zu müssen.
Danke, dass Du diesen Punkt so klar benennst.
Mandy