Wenn Sekunden entscheiden …
Am Wochenende ist etwas passiert, das klingt wie aus einem schlechten Film. Zwei Cousins im Auto geraten so heftig aneinander, dass der Beifahrer (27) dem Fahrer (43) die Fingerkuppe abbeißt. Skurril, absurd – und doch bitter real.
Durch den Streit verliert der Fahrer die Kontrolle, rast in drei Menschen und verletzt sie schwer. Dann steigt er – verletzt und stark blutend – aus. Sein Cousin wechselt auf den Fahrersitz und fährt weiter. Nur wenige hundert Meter später kracht er in einen Radfahrer. Keine Chance, er stirbt noch vor Ort an seinen schweren Verletzungen. An einem sonnigen Sonntagmittag, vielleicht bei einer Radtour mit Freunden.
Genau da, wo ich fast täglich langlaufe – meine Bushaltestelle, mein kleiner Supermarkt, mein Weg mit dem Hund. Er starb auf „meinem Weg“ – in meiner Nachbarschaft. Zurück bleibt ein kaputter Bauzaun, Kreidespuren auf dem Asphalt … und eine große Schlagzeile.
Ist das ein typisches Szenario „zur falschen Zeit am falschen Ort“?
Wäre er nur fünf Sekunden früher oder später losgegangen, hätte er noch einen Stopp eingelegt oder wäre einen anderen Weg gefahren … dann wäre er verschont geblieben. Ganz viel wäre. Aber am Ende ist es so passiert.
Hat Gott wirklich so unser Ende bestimmt – in einer Verkettung aus Sekunden, Zufällen, falschen Entscheidungen? Ich glaube nicht, dass Gott so etwas will oder plant. Kein göttliches Drehbuch schreibt „Finger abbeißen, Autofahrt eskaliert, Radfahrer stirbt“.
Für mich zeigt es etwas anderes: Wir leben in einer Welt, in der Freiheit und Chaos eng verwoben sind. Menschen können lieben – und sie können zerstören. Aus kleinen Momenten werden Kettenreaktionen, die Leben kosten.
Und Gott? Er schreibt nicht diese Schlagzeilen. Aber er bleibt da, wo wir fassungslos sind. Er hält uns, wenn wir spüren, wie zerbrechlich unser Leben ist.
„Gott ist unsere Zuflucht und Stärke, ein bewährter Helfer in Zeiten der Not.“ – Psalm 46,2
Vielleicht ist das die eigentliche Hoffnung: Unser Leben liegt nicht in den Händen des Zufalls. Sondern in den Händen dessen, der größer ist als all unser Chaos.
Und wenn so ein Unglück nicht weit weg geschieht, sondern plötzlich direkt in der eigenen Nachbarschaft – dann trifft es tiefer. Dann wird klar: Wie zerbrechlich wir sind. Und wie sehr wir darauf angewiesen sind, gehalten zu sein.
Mehr Antworten, mehr Gedanken hab ich heute nicht.
Aber die Gewissheit: Wir sind nicht allein. Und die, die wünsch ich Dir auch!
Segenregen!
Mandy
* Quelle: Tagesspiegel.de
© Foto: Mandy