Einer trage des anderen Last – aber wie?
Galater 6,2: „Einer trage des anderen Last, und so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.“
Das steht da so einfach. Im echten Leben ist das selten so easy. Manchmal weißt Du gar nicht, was der andere gerade schleppt. Weil er’s nicht zeigt. Weil er’s nicht sagt. Weil er sich schämt oder denkt: „Ach, das will ich keinem zumuten.“ Oder Du siehst es – und fühlst Dich trotzdem überfordert. Du willst helfen, aber es fühlt sich an wie: „Ich mach’s nur schlimmer.“ Du hast selbst genug zu tragen. Eigene Sorgen, Ängste, eigenen Kram.
Ich glaube Lasten tragen heißt nicht, dass wir sie komplett abnehmen. Es heißt: mitgehen. Mit aushalten. Sich nicht abwenden. Im Urtext steht für „Last“ das griechische Wort baros. Das meint nicht irgendeine Kleinigkeit. Baros steht für richtig schwere Dinge: Druck. Gewicht. Etwas, das einen niederdrückt. Sorgen, Schuld, Krankheit, Trauer – all das gehört da rein.
Und jetzt dieser Satz: „So werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.“ Was meint Paulus damit? Er meint nicht Regeln oder Paragrafen. Mit „Gesetz Christi“ beschreibt er das Grundprinzip, das Jesus selbst vorgelebt hat: Liebe, die praktisch wird. Nicht reden. Machen. Nicht sagen: „Ich bete für Dich.“ – und dann zur Tagesordnung übergehen.
Sondern: Hinsehen. Anpacken. Dableiben. Mittragen.
Eben nicht: „Du musst das schon allein schaffen.“ Sondern: „Ich geh ein Stück mit. Auch wenn’s schwer ist. Auch wenn ich nicht weiß, wie lang. Auch wenn ich selbst schwach bin.“
Und vielleicht ist genau das der Punkt: Wenn ich mich auf den anderen konzentriere, wenn ich mittrage, lenkt mich das auch ein Stück weit von meinem eigenen Kram ab. Nicht weil der plötzlich weg wäre – aber weil ich ihn für einen Moment aus dem Fokus nehme. Weil ich merke: Ich bin nicht der Einzige, der kämpft.
Das Gesetz Christi ist die Art, wie Jesus mit uns umgeht: Er hält uns aus. Er trägt uns mit. Er bleibt.
Und genau das ist auch unser Auftrag. Nicht perfekt sein. Sondern präsent. Nicht immer die perfekten Worte finden. Sondern einfach sagen: „Ich seh Dich. Ich steh neben Dir. Ich trag mit.“
Auch wenn es unbeholfen aussieht. Auch wenn wir Fehler machen. Denn oft ist nicht der perfekte Helfer der, der den Unterschied macht – sondern der, der überhaupt da ist.
Ich wünsch Dir einen guten Wochenstart! Mit offenen Augen für die Menschen um Dich rum – und auch für Dich selbst. Du musst nicht alles alleine tragen. Und Du musst auch nicht immer wissen, wie man richtig hilft. Hauptsache: Du bist da.
Mach’s gut heute. Bis morgen im nächsten SeelenFutter!
Mandy