Stephanie: „Mein Glaube trägt mich!“
Vor einigen Tagen schrieb ich, dass ich BasisBibeln zum Weiterschenken verschenke. Daraufhin schrieb mir Stephanie eine Mail, die mich sehr bewegt hat. Ich darf sie mit Euch teilen.
Warum ich das möchte? Weil ich eine Idee dazu habe – aber jetzt erstmal Stephanie:
“Ich bin seit meinem Koma vor 3 Jahren vom Hals abwärts gelähmt. Ich werde durch einen Pflegedienst versorgt. Aber das beinhaltet nur waschen, drehen alle 3h im Bett und die Versorgung meiner ganzen Schläuche, die aus dem Körper ragen. Meiner Mutter Dorothea würde ich gerne eine Bibel schenken. Sie ist selbst schwer krank. Aber ihre Liebe ist so groß, dass sie mich Tag für Tag mit all dem versorgt, was der Pflegedienst nicht macht. Unter anderem mit vielem, was ich nicht bezahlen kann. Und dann gibt mir meine Mutter ihre Liebe. Heute war sie schon zweimal da, obwohl sie sehr große Schmerzen hatte. Sie hat ein großes Hämatom im Kopf und hatte erst Anfang März deshalb einen Schlaganfall. Trotzdem kommt sie. Sie sagt immer, sie möchte, dass ich es schön habe.
Vor drei Jahren fühlte ihr Herz, dass irgendwas mit mir nicht stimmt. Sie kam deshalb in meine Wohnung. Sie war unruhig, sie war überzeugt, mit mir ist was Schlimmes passiert. Es war mein Glück, dass ihre Muttergefühle ihr dies signalisierten. Sie fand mich bewusstlos vor und rief den Krankenwagen.
6 Monate saß sie täglich 18 Stunden an meinem Bett. Sie sagte mir später, immer, wenn sie mich streichelte, weinte ich. Da wusste sie, ich spürte, dass sie da ist. Bevor sie ins Krankenhaus kam, ging sie mit meinen 3 Schwestern in unsere Kirche, um dort für mich zu beten. Sie haben Gott gebeten, mich wieder wach werden zu lassen, danach haben sie gesungen immer wieder den 23. Psalm.
Es kam der Tag, an dem die Ärzte die Apparate abschalten wollten, weil sie mich nicht aus dem Koma bekamen und alle meine Organe versagten. Meine Mutter war aber überzeugt, der liebe Gott lässt mich wieder aufwachen und sie verhinderte die Abschaltung. Da schenkte sie mir zum dritten Mal das Leben. Ich schaffte es, nach 6 Monaten aufzuwachen. Seitdem kommt sie Tag für Tag.
Vor eineinhalb Jahren stürzte sie so schwer, dass sie sich eine Trümmerfraktur der Schulter zuzog. Seitdem hat sie sehr starke Schmerzen und kann ihren Arm nicht mehr richtig bewegen. Trotzdem hält sie das nicht davon ab, mich liebevoll zu versorgen. Ich soll es doch schön haben.
Ich liege hier im Bett und schreibe dies mit meiner Umfeldsteuerung. Sie wird mit den Augen bedient. Ich bin ihr sehr dankbar für all das, was sie für mich tut. Auch wenn ich mir sehr viel Sorgen um sie mache. Sie ist jetzt 77 Jahre alt und braucht eigentlich viel mehr Ruhe und Zeit für sich. Ihr tiefer Glaube stärkt sie. Und sie weiß, dass Gott ihr die Kraft gibt. Ihr würde ich gerne die Bibel schenken.”
Beindruckend! Natürlich bekommt Stephanies Mutter Dorothea eine BasisBibel!
Ich fragte Stephanie, wie es zu all dem kam. So erzählt sie mir in weiteren Mails ihre lange Geschichte.
1989 wird sie an den Bandscheiben operiert, auch ein Tumor im Rückenmarkskanal wird entfernt. Es kommt zu Komplikationen … ihr Rückenmark wird dabei durchtrennt. Seitdem ist sie ab der Körpermitte querschnittsgelähmt. Ein harter Schlag für die 28-jährige Stephanie. Ihr Leben ändert sich total! Der Glaube an Gott gibt ihr Kraft, ihre Familie und ihre Liebe zur Musik. Stephanie spielt leidenschaftlich gern Klavier und auch Orgel. Sie spielt sogar an eine der größten Orgeln der Welt mit mechanischer Traktur in der Lübecker St. Marien-Kirche.
Ihren Beruf als medizinisch-technische Radiologieassistentin kann Stephanie nicht mehr machen. Ihre Mutter Dorothea macht ihr Mut, doch nochmal was ganz anderes auszuprobieren!
“Ich habe dann in der Zeitung gelesen, dass Plätze an einer Oberschule frei sind, an der Erwachsene mit einer Berufsausbildung ihr Abi machen konnten. Ich hatte es schon, dachte mir aber, ich will es mir beweisen, ich kann was. Und da sie die Plätze nicht besetzt bekamen, durfte ich dann dort innerhalb eines Jahr das Abi nochmal machen.
Erst kam immer: “Was wollen sie hier im Rollstuhl? Hier sind soviele Stufen, das geht nicht gut!” Ich habe dann gesagt, dass sie sie das mal mein Problem lassen sollen. Und tatsächlich: Die Schüler, alle so um 21 Jahren, die haben mich im Rollstuhl immer hoch- und runtergetragen. Dort lernte ich meine allerbeste Freundin kennen. Sie holte jeden Morgen den Schlüssel von der Hintertür der Schule, weil von dort weniger Stufen zu unserem Klassenzimmer waren. Selbst wenn sie krank war, kam sie, schloss auf und dann fuhr sie wieder nach Hause.
Na ja, ich schaffte es, das Abi zu machen, obwohl die Lehrer immer sagten: “Sie schaffen das nie!” Danach studierte ich per Fernstudium an der Fernuniversität Hagen Informatik und Mathematik. Das reichte mir aber nicht und ich studierte Wirtschaftswissenschaft. Ein Oberstudienrat von einem nahegelegenem Gymnasium beaufsichtigte bei mir zu Hause meine Arbeiten und schickte diese dann immer an die Uni. Ich machte ein Diplom und promovierte in der Wirtschaftswissenschaft.”
Ab 12. Februar 2011 bekam Stephanie plötzlich starke Schmerzen und hatte Blut im Urin …
Durch eine grobe Unachtsamkeit des Arztes, hatte sie sich böse Keime durch den Katheter, der durch die Bauchdecke in die Blase geht, zugezogen. Leider zogen die sich hoch bis in die Niere und von da aus gingen sie ins Blut. Stephanie fiel mit multiplem Organversagen ins Koma und wurde bewusstlos von ihrer Mutter gefunden.
“Ich habe im Koma mitbekommen, wie die Menschen sich unterhielten. Ich wollte, aber ich konnte mich nicht bemerkbar machen. Ich habe im Koma einen hell erleuchteten Tunnel gesehen. Es war sehr warm, sehr ruhig und sehr schön. Eine Stimme rief mich immer. Ich wollte aber nicht in diesen Tunnel. Und jeden Tag hat eine sehr ruhige Stimme mit mir gesprochen. Ich solle ruhig atmen und der Stimme lauschen. Und die Stimme sagte, es wird jeden Tag ein wenig besser werden. Ich werde es schaffen. Ich solle nur glauben und vertrauen. Jeden Tag sprach sie mit mir, so, wie wenn ich mit meiner Mutter spreche.
Ich dachte, ich würde mit meinem Bettnachbarn reden, aber meine Schwester sagte mir später, er kann gar nicht reden, er liegt ebenfalls im Koma. Die Stimme machte mir Mut, ich solle glauben, und ich werde es schaffen. Sie tröstete mich. Es war wunderschön. Seitdem habe ich auch keine Angst mehr vor dem Tod. Als ich wieder wach war, kam meine Pastorin immer wieder ins Krankenhaus, brachte das Abendmahl mit, las mir die Predigt vor, ließ mich nie alleine.”
“Nur, weil ich so fest glaube, schaffe ich das alles. Und mein Glaube trägt mich!”
Mich beeindruckt Stephanie. Sie lebt ein Leben, das ich mir nicht vorstellen kann und ehrlich gesagt, auch nicht will. Meine eigenen Probleme scheinen plötzlich so winzig klein … Stephanie, ich finde es gigantisch, dass Du nicht aufgegeben hast und trotz aller “Das schaffen Sie nie!” – Parolen, drangeblieben bist und es allen gezeigt hast!
Ich bin überzeugt, damit hast Du eine Menge bewegt!!
Ich finde es auch beeindruckend, wie liebevoll sich Dorothea um ihre Tochter Stephanie kümmert. Sie mag es als selbstverständlich sehen und doch ist das, was sie tut ein ganz, ganz großes Geschenk!
Stephanie schreibt mir: “… Selbst, wenn sie merkt, dass es jemandem vom Pflegedienst schlecht geht, nimmt sie sie in den Arm. Meine Mutter ist eben der liebste Mensch auf Erden. Nur an sich selber denkt sie nicht.”
Übrigens habe ich Stephanie gefragt, ob sie jemals mit Gott gerungen hat und sie schreibt:
“Nein, ich habe nicht mit Gott gerungen. Warum auch?! Ich frage mich nie, warum gerade ich. Nein. Gott hat sogar seinen geliebten Sohn am Kreuz sterben lassen, weil er etwas Besonderes ist und ich denke auch so über mein Schicksal. Es ist etwas Besonderes. Es ist keine Bürde für mich. Christus hat unendlich viel gelitten, da werde ich meines wohl mit Leichtigkeit meistern.”
Alles Liebe und Segendauerregen!
Mandy